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FRAUENARZT

⫷ BRUCE SYLVESTER SMITH ⫸

Ein Jahrzehnt des Versagens

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«It's like an endless knot in the pit»
«of my belly that never goes away»
 
«It never goes away»
 
«I am afraid and paranoid all the time»
 
«I am afraid to be seen by a doctor»
«not just men... women too»
 
«I put the health and care of myself»
«and the health and care of my unborn»
«child in his hands, but he violated that»
«trust and he abused his position»
 
«He violated me in the worst way possible»
 
«He shattered [her trust] into a million»
«pieces in the most despicable manner»

Website Übersetzung

Der Fall des Chicagoer Frauenarztes Bruce Sylvester Smith zeigt die gravierenden Defizite im Umgang mit sexualisierter Gewalt durch medizinisches Personal. Über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt konnte Smith mindestens sieben Patientinnen sexuell vergewaltigen, bevor er 2013 schließlich zu 18 Jahren Haft verurteilt wurde. Die Aufarbeitung seines Falls zeigt nicht nur das individuelle Versagen eines Arztes, sondern auch strukturelle Defizite in der Strafverfolgung, der medizinischen Aufsicht und dem Schutz von Patientinnen vor sexualisierter Gewalt.

 

 

 

Biographischer Hintergrund & berufliche Laufbahn

 

Bruce Sylvester Smith stammte aus einfachen Verhältnissen und arbeitete sich durch harte Arbeit zu seinem medizinischen Abschluss vor. Als Vater von fünf Kindern hatte er zunächst eine unscheinbare Karriere als Frauenarzt aufgebaut. Nach seinem Militärdienst in der US Army und einer Zeit als Lehrer entschied er sich, Medizin zu studieren. Diese Entscheidung sollte sich als verhängnisvoll für unzählige Patientinnen erweisen.

 

Smith praktizierte hauptsächlich bei der Kennedy Medical Service Corp. in Chicago und später in Streator, Illinois. Laut einem Profil von 2009 verfügte er über 31 Jahre medizinische Erfahrung und erhielt von einigen Patientinnen durchaus positive Bewertungen. Diese Fassade der Professionalität verbarg jedoch ein dunkles Vorgehen sexueller Übergriffe, das sich über Jahre hinzog.

 

 

Die ersten Verdachtsfälle & das Versagen der Behörden

 

Der erste dokumentierte Fall sexueller Gewalt durch Smith ereignete sich im Mai 2000, als die 19-jährige Tameka Stokes wegen einer Beckenerkrankung in seine Praxis kam. Laut Stokes' Aussagen in staatlichen Akten vergewaltigte Smith sie während einer vaginalen Untersuchung, während ihre Beine in den Beinschalen lagen. Nach dem Übergriff brach Stokes im Behandlungszimmer zusammen und vertraute sich einer Krankenschwester an, die sofort die Polizei rief.

 

Stokes unterzog sich umgehend einer Vergewaltigungsuntersuchung im South Shore Hospital, und die Ermittler erhielten eine detaillierte Beschreibung von Smiths Handlungen. Diese Informationen wurden auch an die staatliche Behörde weitergeleitet, die für die Überwachung von Berufslizenzen zuständig ist. Trotz dieser frühen und klaren Beweise unternahmen weder die Strafverfolgungsbehörden noch die Aufsichtsbehörden angemessene Schritte.

 

Die Tragödie setzte sich im August 2002 fort, als Smith eine schwangere Patientin im achten Monat ihrer Schwangerschaft während einer vaginalen Untersuchung vergewaltigte. Auch diese Frau meldete den Übergriff sofort der Polizei und unterzog sich einer Vergewaltigungsuntersuchung. Ein Rape Kit wurde erstellt und DNA-Beweise gesichert. Doch erneut versagten die Behörden: Die Staatsanwaltschaft lehnte zunächst eine Anklage ab und begründete dies mit mangelnden Beweisen.

 

 

Das Übergriffe & weitere Betroffene

 

Während Smith seine Praxis fortsetzte, meldeten sich weitere Patientinnen mit Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens. Insgesamt beschuldigten mindestens sieben Frauen den Frauenarzt verschiedener Formen sexueller Übergriffe. Die Vorwürfe reichten von unangemessenen Berührungen und Kommentaren bis hin zu vollständigen sexuellen Übergriffen während medizinischer Untersuchungen.

 

Eine Patientin berichtete, Smith habe sie unangemessen umarmt und ihr gesagt, sie sei attraktiv, wobei er sich wunderte, warum ihr Ehemann nicht mit ihr schlafen wolle. Eine andere Frau gab an, Smith habe während einer vaginalen Untersuchung im Jahr 2000 in sie eingedrungen. Weitere Vorwürfe beinhalteten, dass Smith mit Patientinnen über Sexspielzeug sprach und versuchte, außereheliche Beziehungen anzubahnen. Diese Handlungen dienten offenbar seiner eigenen sexuellen Erregung und zeigten seine Triebe, die er auf Kosten hilfesuchender Frauen auslebte.

 

 

Die investigative Berichterstattung der Tribune

 

Ein entscheidender Wendepunkt in dem Fall kam im April 2010, als die Chicago Tribune eine umfassende investigative Serie über das Versagen der staatlichen Behörden bei der Disziplinierung von Ärzten wegen sexuellen Fehlverhaltens veröffentlichte. Die Serie, an der die Journalistin Megan Twohey maßgeblich beteiligt war, beleuchtete Smiths Fall als Paradebeispiel für strukturelles Versagen.

 

Die Tribune-Berichterstattung deckte auf, dass Smith trotz mehrerer Vergewaltigungsvorwürfe weiterhin praktizieren durfte. Die Zeitung dokumentierte, wie sowohl die Strafverfolgungsbehörden als auch die medizinischen Aufsichtsbehörden versagt hatten, angemessen auf die Vorwürfe zu reagieren. Die Serie zeigte auch auf, dass das Illinois Department of Financial and Professional Regulation das staatliche Ärztegesetz so interpretierte, dass es die Lizenz eines Arztes nicht dauerhaft entziehen konnte, es sei denn, der Arzt war zweimal wegen Verbrechen im Zusammenhang mit kontrollierten Substanzen oder öffentlichen Hilfsprogrammen verurteilt worden.

 

 

Der Durchbruch: DNA-Beweise & Verhaftung

 

Erst einen Monat nach der Tribune-Serie, im Mai 2010, ordneten die Behörden endlich einen DNA-Test an. Das Rape Kit aus dem Jahr 2002 hatte acht Jahre lang ungetestet in einem Labor gelegen. Als Smiths DNA-Probe endlich mit den Beweisen aus dem Jahr 2002 verglichen wurde, ergab sich eine eindeutige Übereinstimmung.

 

Diese DNA-Übereinstimmung führte schließlich zu Smiths Verhaftung am 28. Mai 2010. Die Staatsanwaltschaft gab zu, dass «Fehler gemacht» worden waren in der ursprünglichen Untersuchung, da Smiths DNA-Probe nach der ersten Anzeige der Frau nie genommen worden war. Cook County-Sprecherin Sally Daly bestätigte, dass Smith wegen sexueller Nötigung einer Patientin angeklagt wurde.

 

 

Disziplinarmaßnahmen & Lizenzentziehung

 

Parallel zu den strafrechtlichen Ermittlungen begannen auch die medizinischen Aufsichtsbehörden zu handeln, allerdings viel zu spät und völlig unzureichend. Smiths medizinische Lizenz wurde 2009 für nur neun Monate suspendiert, nachdem mehrere Frauen mit Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens vorgetreten waren. Lisa Stephens, die frühere Leiterin der medizinischen Strafverfolgung beim Illinois Department of Financial and Professional Regulation, dokumentierte die verschiedenen Beschwerden gegen Smith.

 

Diese lächerlich kurze Suspendierung hätte Smith theoretisch ermöglicht, seine Lizenz bereits im Sommer 2010 zurückzuerlangen. Erst 2011, ein Jahr nach seiner Verhaftung, wurde seine Lizenz endgültig entzogen. Diese Verzögerung verdeutlicht die strukturellen Probleme in der Aufsicht über medizinisches Personal.

 

Der Gerichtsprozess & Smiths Verteidigung

 

Der Prozess gegen Bruce Sylvester Smith begann im Januar 2013 vor Richter Clayton Crane am Leighton Criminal Court Building. Smith war wegen zwei Anklagepunkten der schweren sexuellen Nötigung im Zusammenhang mit dem Übergriff von August 2002 angeklagt. Er befand sich seit seiner Verhaftung 2010 in Untersuchungshaft.

 

Während des fünftägigen Prozesses behauptete Smith zunächst, es habe keinen sexuellen Kontakt zwischen ihm und der Patientin gegeben. Als diese Behauptung unhaltbar wurde, änderte er seine Aussage und behauptete, der sexuelle Kontakt sei einvernehmlich gewesen. In seiner Aussage vor Gericht schilderte Smith eine völlig unglaubwürdige Version der Ereignisse.

 

Smith behauptete, er habe eine vaginale Untersuchung an der schwangeren Patientin durchgeführt, als sie seine Hand unter dem Laken ergriffen und ihn zu einer sexuellen Handlung gedrängt habe. Er gab an, dass keine Worte gewechselt wurden, aber die Patientin ihn angeschaut und «gestöhnt» habe. «An diesem Punkt ließ ich meine Hose herunter» und hatte einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit ihr, sagte Smith den Geschworenen.

 

Unter Kreuzverhör durch Staatsanwältin Annette Milleville machte diese Smiths Darstellung lächerlich und fragte wiederholt, warum er nichts gesagt oder dem ein Ende gesetzt habe, wenn die Patientin den Kontakt initiiert hatte. Auf die Frage, warum er sich so verhalten habe, antwortete Smith nur: «Ich war neugierig».

 

 

Die Stimme der Betroffenen & die Auswirkungen

 

Die Betroffenen machten während des Prozesses eindringliche Aussagen über die verheerenden Auswirkungen von Smiths Taten. Die Hauptbetroffene beschrieb ihre Gefühle mit den Worten: «Wie soll ich das Gefühl von Widerlichkeit und Schmutz beschreiben, niemals in der Lage zu sein, dieses Gefühl abzuwaschen, niemals in der Lage zu sein, ihn abzuwaschen?».

 

Sie erklärte, dass sie seit dem Übergriff vom 2. August 2002 Angst habe, zum Arzt zu gehen. Die Vergewaltigung und ihre alptraumhaften Nachwirkungen hätten «einen endlosen Knoten in der Grube meines Bauches hinterlassen», sagte die Frau, während Smith mit gesenktem Kopf in Richter Clayton Cranes Gerichtssaal saß. «Es geht nie weg».

 

Die Betroffene betonte das besondere Vertrauensverhältnis, das Smith ausgenutzt hatte: «Bruce Smith war mein Arzt, mein Geburtshelfer, mein Frauenarzt und ich vertraute ihm. Ich legte die Gesundheit und Fürsorge für mich selbst und die Gesundheit und Fürsorge für mein ungeborenes Kind in seine Hände, aber er nutzte dieses Vertrauen aus und er nutzte seine Position aus. Er verletzte mich auf die schlimmstmögliche Weise».

 

Tameka Stokes, die erste bekannte Patientin, die Smith beschuldigte, jubelte vor Erleichterung, als sie über das Urteil informiert wurde. «Ich bin einfach so glücklich, dass endlich Gerechtigkeit herrscht», sagte Stokes. «Ich kann nicht glauben, dass es so lange gedauert hat». Obwohl Smith nie in ihrem Fall angeklagt wurde, sagte sie, sie fühle sich besser zu wissen, dass er einen hohen Preis für sein Verhalten zahle.

 

 

Das Urteil

 

Am 18. Januar 2013 verurteilte eine Jury aus sieben Frauen und fünf Männern Bruce Sylvester Smith nach nur etwas mehr als einer Stunde Beratung der beiden Anklagepunkte der schweren sexuellen Nötigung. Smith, der zu diesem Zeitpunkt 60 Jahre alt war, zeigte keine Reaktion, als das Urteil verkündet wurde.

 

Am 10. Dezember 2013 verurteilte Richter Clayton Crane Smith zu 18 Jahren Gefängnis. Smith entschied sich, vor der Urteilsverkündung nichts zu sagen. Sein Verteidiger, der stellvertretende öffentliche Verteidiger Armando Sandoval, sprach jedoch in Smiths Namen und beschrieb, wie der Vater von fünf Kindern in Armut aufgewachsen war, bei der US Army gedient und als Lehrer gearbeitet hatte, bevor er sich durch die Medizinschule kämpfte.

 

Sandoval erwähnte auch, dass Smiths zweite Ehe aufgrund seiner rechtlichen Probleme endete, in der Hoffnung, Smith würde die maximale 30-jährige Strafe vermeiden. Staatsanwältin Annette Milleville argumentierte, dass alle Vergewaltigungen schrecklich seien, aber dieser Angriff besonders abscheulich gewesen sei, da Smith der Frauenarzt der Betroffenen war und sie sich in seiner Obhut befand, als sie angegriffen wurde.

 

Milleville sagte, Smith habe sich hinter der Aura versteckt, ein Profi zu sein, und das Vertrauen, das die Betroffene in ihn hatte, ausgenutzt. «Er zerschmetterte dieses Vertrauen in Millionen von Stücken auf die verachtenswerteste Art und Weise», sagte die Staatsanwältin.

 

 

Strukturelle Probleme & institutionelles Versagen

 

Der Fall Bruce Sylvester Smith zeigt fundamentale Probleme im System zum Schutz von Patientinnen vor sexueller Gewalt durch medizinisches Personal. Die Tribune-Untersuchung von 2010 deckte auf, dass mindestens 16 Personen im Illinois-Register der Sexualstraftäter innerhalb der letzten 15 Jahre eine staatliche Arztzulassung besessen hatten. Nicht eine einzige hatte ihre Lizenz nach der Verurteilung dauerhaft entzogen bekommen.

 

Die staatliche Behörde, die für die Überwachung des Verhaltens von Ärzten zuständig ist, hatte das staatliche Ärztegesetz so interpretiert, dass sie die Lizenz eines Arztes nicht dauerhaft entziehen könne, es sei denn, der Arzt sei zweimal wegen Verbrechen im Zusammenhang mit kontrollierten Substanzen oder öffentlichen Hilfsprogrammen verurteilt worden. Diese Interpretation führte dazu, dass selbst verurteilte Sexualstraftäter weiterhin praktizieren konnten.

 

Ein besonders eklatantes Beispiel war der Arzt Nercy Jafari, der wegen sexuellen Übergriffs einer Patientin verurteilt wurde, aber von der Behörde auf keine Weise bestraft wurde. In einem anderen Fall wurden erst vier Patientenbeschwerden über sexuelle Nötigung und Vergewaltigung eingereicht, bevor der Hausarzt Ricardo Arze seine Lizenz suspendiert bekam. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Arzt angeblich bereits mindestens 21 Frauen und Mädchen in seinem Arze Doctors Center in Berwyn angegriffen.

 

 

Die Bedeutung investigativer Berichterstattung

 

Die Rolle der investigativen Berichterstattung in diesem Fall kann nicht überschätzt werden. Ohne die beharrliche Arbeit von Journalistinnen wie Megan Twohey wäre Smith möglicherweise nie zur Rechenschaft gezogen worden. Die Tribune-Serie führte nicht nur zu Smiths Verhaftung, sondern auch zu einer breiteren Diskussion über Reformen in der medizinischen Disziplinarverfahren.

 

Infolge der Tribune-Berichterstattung wurde ein Arzt wegen Vergewaltigung einer Patientin angeklagt, einem anderen Arzt, der wegen sexuellen Übergriffs einer Patientin verurteilt worden war, wurde die Lizenz für sein Zentrum entzogen, und Beamte in Arizona starteten eine Untersuchung eines Arztes, der kürzlich aufgrund der Tribune-Berichterstattung über seine sexuellen Beziehungen zu Patientinnen von Chicago nach Tucson gezogen war. Gesetzgeber erwogen eine Reihe landesweiter Reformen des medizinischen Disziplinarverfahrens.

 

Die Arbeit von Twohey wurde später auch im Kontext der #MeToo-Bewegung gewürdigt, als sie zusammen mit Jodi Kantor die Recherchen durchführte, die zur Aufdeckung der Harvey Weinstein-Skandale führten. Diese Verbindung zeigt, wie investigative Berichterstattung über sexuelle Gewalt zu breiteren gesellschaftlichen Veränderungen beitragen kann.

 

 

Langfristige Auswirkungen & Reformen

 

Der Fall Smith hatte weitreichende Konsequenzen für das medizinische Aufsichtssystem in Illinois und darüber hinaus. Die öffentliche Aufmerksamkeit, die durch die Tribune-Serie erzeugt wurde, führte zu Gesetzesänderungen und verstärkten Kontrollen. Gesetzgeber führten schärfere Bestimmungen für Ärzte ein, die wegen sexueller Straftaten verurteilt wurden, und verbesserten die Kommunikation zwischen Strafverfolgungsbehörden und medizinischen Aufsichtsbehörden.

 

Ein wichtiger Aspekt der Reformen war die Verbesserung der Transparenz. Das Illinois Department of Financial and Professional Regulation hatte Online-Profile von Ärzten des Staates, einschließlich Informationen darüber, ob sie wegen eines Verbrechens verurteilt, von einem Krankenhaus entlassen oder zur Zahlung einer medizinischen Kunstfehlerversicherung innerhalb der letzten fünf Jahre gezwungen wurden, hinter elektronischen Schlössern verborgen. Die Tribune-Berichterstattung trug dazu bei, diese Informationen wieder öffentlich zugänglich zu machen.

 

 

Vergleichbare Fälle & Vorgehensweisen

 

Der Fall Smith ist leider kein Einzelfall. Die Recherchen der Tribune deckten ein Vorgehen ähnlicher Fälle auf, das die strukturellen Probleme im Umgang mit sexueller Gewalt durch medizinisches Personal verdeutlichte. Diese Fälle zeigen, dass sexuelle Übergriffe durch Ärzte oft über Jahre hinweg stattfinden können, bevor angemessene Maßnahmen ergriffen werden.

 

Ein ähnliches Vorgehen zeigte sich im Fall des Universitätsarztes Robert Anderson an der University of Michigan, der über 37 Jahre als Universitätsangestellter sexuelle Übergriffe an unzähligen Patienten verübte. Wie bei Smith reichten die Übergriffe von medizinisch unnötigen Untersuchungen bis hin zu vollständigen sexuellen Übergriffen. Auch in diesem Fall versagten institutionelle Schutzmaßnahmen über Jahrzehnte.

 

 

Ein System in der Krise

 

Der Fall Bruce Sylvester Smith zeigt die bedrückende Realität sexueller Gewalt in gynäkologischen Praxen und das strukturelle Versagen der Institutionen, die Patientinnen schützen sollen. Von der ersten Anzeige im Jahr 2000 bis zur Verurteilung 2013 vergingen 13 Jahre, in denen Smith weiterhin praktizieren und weitere Betroffene schaffen konnte. Diese Verzögerung war nicht das Ergebnis komplizierter rechtlicher Verfahren oder mangelnder Beweise, sondern des institutionellen Versagens auf allen Ebenen.

 

Die Strafverfolgungsbehörden versäumten es, DNA-Beweise zeitnah zu testen. Die medizinischen Aufsichtsbehörden interpretierten Gesetze so, dass sie Sexualstraftäter schützten statt Patientinnen. Und das gesamte System operierte mit einer Kultur der Geheimhaltung, die Täter ermächtigte und Betroffene zum Schweigen brachte.

 

Der Mut der Überlebenden wie Tameka Stokes, die ihre Stimmen erhoben und bei ihren Beschuldigungen blieben, war entscheidend für die schließliche Gerechtigkeit. Ebenso wichtig war die Rolle investigativer Journalistinnen wie Megan Twohey, die das Versagen der Institutionen aufdeckten und öffentlichen Druck für Reformen erzeugten.

 

Smiths Verurteilung zu 18 Jahren Haft war ein wichtiger Schritt zur Gerechtigkeit, aber sie kann nicht die Jahre des Leidens seiner Betroffenen ungeschehen machen oder die strukturellen Probleme beheben, die seine Verbrechen ermöglichten. Der Fall dient als mahnendes Beispiel dafür, dass der Schutz vulnerabler Patientinnen vor sexueller Gewalt durch medizinisches Personal kontinuierliche Wachsamkeit, robuste Überwachungssysteme und den Mut erfordert, Vergewaltigung aufzudecken und zu bestrafen.

 

Die Lehren aus dem Fall Smith sind heute relevanter denn je, da Diskussionen über sexuelle Gewalt durch medizinisches Personal und die Notwendigkeit besserer Schutzmaßnahmen für Mädchen und Frauen fortdauern. Nur durch das Verständnis der strukturellen Ursachen solcher Verbrechen und die Umsetzung umfassender Reformen können ähnliche Tragödien in Zukunft verhindert werden.

 

 

QUELLEN

 

 

« Ex-Chicago Gynecologist Sentenced To 18 Years For Raping Patient »

· CBS News, 10.12.2013 ·

 

« Doctor convicted of sex assault on pregnant patient »

· Chicago Tribune, 17.01.2013 ·

 

« Women claimed rape but doctor continued to practice »

· Chicago Tribune, 29.04.2010 ·

 

« People v. Smith, 2016 IL App (1st) 140039 »

· Illinois Appellate Court, 14.01.2016 ·

 

« Chicago gynecologist convicted of raping patient »

· Daily Herald, 19.01.2013 ·

 

« Gynecologist found guilty of raping patient in 2002 »

· Chicago Tribune, 18.01.2013 ·

 

« Gynecologist found guilty of raping patient »

· UPI, 18.01.2013 ·

 

« Predatory Doctors »

· Association of Health Care Journalists, 18.10.2023 ·

 

« State & Federal Crime Definitions »

· University of Illinois, 2017 ·

 

« Megan Twohey »

· Wikipedia ·

 

« Defining Criminal Sexual Abuse and Assault in Illinois »

· Naperville DUI Law Blog, 05.02.2024 ·

 

« Women charged rape; doctor still practiced »

· Chicago Tribune, 30.04.2010 ·

 

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