Essen
Heimliche Aufnahmen von Patientinnen durch Hausarzt in Essener Gemeinschaftspraxis
10-jähriges Mädchen unter den Betroffenen
Im Jahr 2019 sorgte ein skandalöser Fall in einer Essener Arztpraxis für Aufsehen, der die Grenzen des Vertrauens zwischen Arzt und Patientinnen auf dramatische Weise überschritt. Damals berichtete die BILD-Zeitung über einen niedergelassenen Allgemeinmediziner, der unter dem dringenden Verdacht stand, heimlich pornographische Aufnahmen von seinen Patientinnen angefertigt zu haben.
Der Skandal kam seinerzeit durch den mutigen Hinweis einer anonymen Mitarbeiterin der Gemeinschaftspraxis ans Tageslicht, die im Behandlungszimmer und am Drucker verdächtige Aufnahmen von Patientinnen entdeckt hatte. Besonders verstörend war damals die Information, dass sich unter den Opfern auch ein erst zehnjähriges Mädchen befunden haben soll. Diese Enthüllung brachte die Ermittlungen des Kriminalkommissariats 12 für Sexualdelikte ins Rollen.
Die Durchsuchung der Praxis- und Privaträume des beschuldigten Mediziners Anfang August 2019 förderte nach damaligen Berichten beunruhigende Beweise zutage. Laut den Berichten von WAZ und NRZ wurden bei Dr. T. rund 250 pornographische Fotos sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft Essen bestätigte damals das laufende Ermittlungsverfahren gegen den niedergelassenen Arzt.
Staatsanwalt Niclas von Hobe erklärte zum damaligen Zeitpunkt gegenüber der Presse: «Es gibt den Anfangsverdacht, dass ein Arzt Bildmaterial von Patientinnen angefertigt hat.» Das Ausmaß der Vorwürfe wurde durch das Verhalten des Beschuldigten während der Durchsuchung noch deutlicher. Dr. T. versuchte offenbar verzweifelt, belastendes Material zu vernichten oder zu verstecken.
Am Tag der polizeilichen Durchsuchung unternahm der Mediziner den dreisten Versuch, eine Festplatte und ein Smartphone im rückwärtigen Hosenbund verschwinden zu lassen. Als er die Herausgabe der Geräte verweigerte, kam es zu einem Gerangel mit einem Polizeibeamten. Dieses Verhalten verstärkte den Verdacht, dass Dr. T. etwas zu verbergen hatte.
Die Praxisgemeinschaft reagierte damals umgehend auf die Anschuldigungen. Ein Aushang in der Essener Arztpraxis verkündete knapp: «Dr. T. ist mit sofortiger Wirkung aus der Praxisgemeinschaft ausgeschieden.» Diese rasche Distanzierung deutete darauf hin, dass die Kollegen die Schwere der Anschuldigungen erkannt hatten.
Die ermittelnden Behörden hielten sich bezüglich der Details des sichergestellten Materials bedeckt. Von Hobe betonte seinerzeit: «Die Auswertung des Materials ist noch nicht abgeschlossen, zu Details des Fundes machen wir keine Angaben.»
Besonders besorgniserregend waren die damaligen Berichte, wonach bei der Durchsuchung auch eine scharfe Waffe sowie 9mm-Munition gefunden worden sein sollen. Die Ermittlungsbehörden kommentierten diese Informationen jedoch nicht. Polizeisprecher Peter Elke verwies auf den Opfer- und Täterschutz: «Aus Gründen des Opfer- und Täterschutzes geben wir keine nähere Auskunft.»
Für die betroffenen Patientinnen bedeutete dieser Fall eine schwerwiegende Verletzung des Vertrauens in die ärztliche Schweigepflicht und den Schutz ihrer Intimsphäre. Dieser Vorfall reihte sich in eine beunruhigende Serie ähnlicher Fälle ein, die das Vertrauen in die medizinische Profession in Frage stellten.
Zum damaligen Zeitpunkt liefen die Ermittlungen noch. Nur wenige Monate später, im Frühjahr 2020, brach die Corona-Pandemie aus, und der erste Lockdown verlagerte die öffentliche Aufmerksamkeit auf andere, existenziellere Sorgen. In der Folgezeit verschwand der Fall aus der medialen Berichterstattung. Über den weiteren Verlauf des Verfahrens, mögliche Urteile oder Konsequenzen sind bis heute keine unmittelbaren öffentlichen Informationen verfügbar.
QUELLE
· « Fotografierte ein Arzt Patientinnen heimlich? », Katrin Weuster, Bild, 02.10.2019 ·