16. Mai 2025 ⎢ 06:14

Der Fall Arne Bye: Norwegens umfangreichster Missbrauchsskandal durch einen Frauenarzt

15. Mai 2025

Was geschah am gestrigen Verhandlungstag, dem 14. Mai 2025, im Fall Arne Bye?

 

1. Präsentation neuer Beweise im Gericht

  • Die Staatsanwaltschaft legte neue Beweisstücke vor, die bei einer erneuten Hausdurchsuchung im März 2025 gefunden wurden. Dazu zählen eine zylinderförmige und eine birnenförmige Vorrichtung, ein «Womanizer» und diverse Flaschen, die laut Anklage bei den Übergriffen verwendet wurden.  
  • Zusätzlich wurden vier Festplatten mit etwa 400 Stunden weiterem Videomaterial präsentiert, das gynäkologische Untersuchungen von 2005 bis 2022 dokumentiert. Diese Funde widerlegen Byes frühere Angaben, die Aufnahmen seien nur bis 2017 entstanden.

 

2. Gerichtliche Bewertung der Beweise

  • Staatsanwalt Richard Haugen Lyng betonte die Einzigartigkeit der Beweislage: «Wir haben Videoaufnahmen der Übergriffe selbst. Insofern haben wir eine ziemlich einmalige Beweissituation in diesem Fall, da wesentliche Teile der Anklage durch Videomaterial gestützt werden».
  • Die Verteidigung versuchte, die beschlagnahmten Gegenstände als «banale Haushaltsgegenstände» zu relativieren, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

 

3. Retraumatisierung im Gerichtssaal

  • Es wurde berichtet, dass mindestens eine Betroffene persönlich im Gerichtssaal anwesend war, als die neuen Videos vorgeführt wurden. Die emotionale Belastung für die Opfer war dabei besonders hoch, was auch in norwegischen Medien hervorgehoben wurde.

 

4. Prozessuale Konsequenzen

  • Die Präsentation der neuen Beweise führte dazu, dass der Prozess nach dem ursprünglichen Abschluss im Februar 2025 offiziell wieder aufgenommen wurde. Dies ist in der norwegischen Justiz ein außergewöhnlicher Vorgang.
  • Die Staatsanwaltschaft fordert weiterhin die Höchststrafe von 21 Jahren Haft.

 

5. Keine Geständnisse oder neue Aussagen Byes

  • Es gibt keine Berichte, dass Arne Bye am 14. Mai 2025 weitere Geständnisse abgelegt hätte. Er bleibt bei seinen bisherigen Einlassungen und versucht, die Beweise zu relativieren.

 

6. Betroffenenanwälte fordern Entschädigungen

  • Die Opferanwälte erneuerten ihre Forderung nach Entschädigungen in Millionenhöhe. Die genaue Summe (40 Millionen Kronen) wurde in einigen Berichten genannt.

Statsadvokat Rikhard Haugen Lyng

Der Frauenarzt & Amtsarzt Arne Bye

Die Polizei hat bei ihren Ermittlungen anhand von Videoaufnahmen festgestellt, dass Bye dieses Deodorant in die Patientinnen vaginal eingeführt hat.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dieser Flasche, die der Angeklagte als «medizinische Pumpe» bezeichnet hat, um eine Flasche für Haarfärbemittel handelt

Die Polizei geht davon aus, dass Bye diese Flasche bei seinen Ermittlungen verwendet hat. Es wurde darauf hingewiesen, dass diese verunreinigt sei. Der Verteidiger geht davon aus, dass das Gefäß erst in den Jahren nach Verwendung in der Arztpraxis möglicherweise Verunreinigungen angesetzt hat.

Die Polizei fand außerdem eine Flasche und Teile eines Asthmainhalators, die sie in den Videoaufnahmen aus der Arztpraxis gesehen hatten. Sie glauben, dass Bye diese benutzte, als er mehrere der Mädchen und Frauen «untersuchte».

14. Mai 2025

 

 

 

Der Fall Arne Bye: Norwegens umfangreichster Missbrauchsskandal durch einen Frauenarzt

Arne Bye

Statsadvokat Rikhard Haugen Lyng

Im beschaulichen Frosta, einer norwegischen Gemeinde mit gerade einmal 2600 Einwohnern, entfaltete sich über fast zwei Jahrzehnte ein Fall sexualisierter Gewalt, der die Nation bis ins Mark traf. Was mit vereinzelten Beschwerden gegen einen angesehenen Frauenarzt begann, enthüllte sich schließlich als eines der schwerwiegendsten Verbrechen in der norwegischen Rechtsgeschichte.

 

Der Fall des Arztes Arne Bye illustriert auf verstörende Weise, wie medizinisches Fachwissen, eine Vertrauensposition sowie der ungehinderte Zugang zu Mädchen und Frauen im klinischen Umfeld zum Machtmissbrauch und zur wiederholten Vergewaltigung zahlloser Patientinnen ausgenutzt werden konnten. Dies wird auch hierzulande durch fehlende Kontrollmechanismen, unverbindliche und uneinheitliche Leitlinien, täglich ungenügender Aufklärung, fehlender Indikationen und somit ungültigen Einwilligungen, sowie dem missbrauchsanfälligen Arztermessen begünstigt und viel zu oft befeuert. Bemerkenswert ist auch, dass solche Fälle selbst im Jahr 2025 besonders in Deutschland weitgehend tabuisiert werden.

I

Ignorierte Warnzeichen eines systemischen Missbrauchs

 

Die ersten Alarmglocken hätten bereits 2006 läuten müssen. Ein besorgter Frauenarzt-Kollege aus der gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses in Levanger meldete eine beunruhigende Beobachtung: Eine von Byes Patientinnen hatte berichtet, ihr behandelnder Arzt habe während einer Untersuchung ihren Intimbereich in einer Weise massiert, die weit über medizinische Notwendigkeit hinausging. Die Frau erwähnte zudem, von ähnlichen Erfahrungen anderer Patientinnen gehört zu haben. Bye wies diese Anschuldigungen vehement zurück – und durfte unbehelligt weiterpraktizieren.

 

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben später, dass die Übergriffe sogar noch weiter zurückreichten. Der früheste dokumentierte Fall stammt aus dem Jahr 2004, als der heute 55-jährige Bye mutmaßlich sexuellen Kontakt zu einer Patientin hatte, die in der verletzlichsten Position außer Stande war, sich seinen Annäherungen zu widersetzen.

II

Er filmte die Patientinnen, sich und seine Gräueltaten

 

Erst im August 2022, nach einem Hinweis des Gesundheitsamtes, wurden die Behörden endlich aktiv. Die Durchsuchung von Byes Praxis- und Wohnräumen förderte Unfassbares zutage: Der einst hoch angesehene Mediziner hatte seine Übergriffe systematisch dokumentiert – eine Sammlung von 47.000 Videodateien mit insgesamt etwa 6.000 Stunden Filmmaterial lag in Taschen und Plastikboxen sorgfältig archiviert vor. Die Aufnahmen, über fünf Jahre akribisch gesammelt, zeigten überwiegend heimlich gefilmte gynäkologische Untersuchungen von teilweise oder völlig entkleideten Patientinnen.

 

Das wahre Ausmaß der Verbrechen übersteigt jede Vorstellungskraft: Die Staatsanwaltschaft wirft Bye vor, 87 Frauen vergewaltigt und an insgesamt 95 Patientinnen sexuelle Übergriffe verübt zu haben. Das jüngste Opfer war gerade einmal 14 Jahre alt, während die älteste Betroffene zum Tatzeitpunkt 67 Jahre war.

 

Besonders gravierend ist die Tatsache, dass der Täter nicht vor familiären Verbindungen Halt machte. Unter den Betroffenen finden sich miteinander verwandte Frauen und Mädchen – in vielen Fällen Mutter, Töchter, Geschwister aus einer Familie, die zu Opfern seiner Übergriffe wurden. Staatsanwältin Eli Reberg Nessimo brachte es während der Verhandlung auf den Punkt: «Viele der Opfer tragen denselben Nachnamen.» In der kleinen Gemeinde, wo jeder jeden kennt, genoss Bye 25 Jahre lang uneingeschränktes Vertrauen.

III

Kalkulierte Manipulationstechniken eines Sexualstraftäters

 

Byes Vorgehensweise folgte einem perfide ausgeklügelten Muster. Mit Vorliebe führte er gynäkologische Untersuchungen durch, auch wenn diese medizinisch völlig unbegründet waren. Eine seiner Patientinnen berichtete vor Gericht, sie habe lediglich wegen Halsschmerzen die Praxis aufgesucht – und sich kurz darauf in Unterwäsche auf der Untersuchungsliege wiedergefunden. «Ich dachte, er ist mein Arzt, also tat ich, was er sagte», erklärte sie mit zitternder Stimme.

 

Die Anklageschrift dokumentiert, wie Bye ohne jegliche medizinische Indikation verschiedenste Gegenstände in die Körper seiner Patientinnen einführte – darunter eine Plastikflasche, ein deodorant-ähnliches Objekt, eiförmige und zylindrische Gegenstände. Besonders abscheulich: Er verwendete auch einen Asthmainhalator und das Sexspielzeug «Womanizer». «Ich dachte, ich würde sterben», beschrieb eine der Betroffenen ihre qualvolle Erfahrung.

 

Die Frauen wurden gezielt in gynäkologische Positionen gebracht, die ihnen die Sicht auf Byes Handlungen verwehrten. Nach Erkenntnissen der Ermittler gehörten Klitoris-, Unterleibs- und Rektummassagen zu seinem regelmäßigen Prozedere. In einigen besonders gravierenden Fällen wurden die Patientinnen vor den Untersuchungen sogar betäubt.

 

Eine Frau in den Dreißigern brach im Zeugenstand in Tränen aus, als sie schilderte, wie Bye – über zehn Jahre ihr behandelnder Arzt – ihr Vertrauen missbrauchte: «Ich war sehr abhängig von ihm. Er wirkte immer entgegenkommend und fröhlich.» Unter dem Vorwand, sie habe entzündete Drüsen im Unterleib, die stimuliert werden müssten, begann er, ihre Klitoris zu massieren. Als sie ihn bat aufzuhören, entgegnete er nur kalt: «Du solltest noch ein bisschen aushalten.»

IV

Ein penibel dokumentiertes Verbrechen

 

Die systematische Dokumentation seiner Taten verleiht dem Fall eine besonders verstörende Dimension. Die Videoaufnahmen belegen auch, wie Bye vor jeder «Untersuchung» bis zu zwölf Kameras strategisch im Raum platzierte, um sein kriminelles Handeln aus verschiedenen Blickwinkeln festzuhalten. Auf einem der Videoclips ist zu hören, wie eine Patientin fragt, ob die Prozedur schmerzhaft sei, und er sie an einer Stelle zynisch warnt: «Dies wird wehtun.»

 

Vor Gericht behauptete Bye, die Aufnahmen hätten lediglich seinem Selbstschutz gedient – um sich gegen mögliche Klagen wegen angeblicher Behandlungsfehler abzusichern. Die Videos habe er nie wieder angesehen, außer im Zusammenhang mit dem laufenden Verfahren – eine Darstellung, die angesichts der penibel archivierten Sammlung wenig glaubwürdig erscheint.

V

Vom gefeierten Pandemie-Helden zum Angeklagten

 

Die Tragweite dieses Falls wird durch einen bitteren Aspekt noch verstärkt: Im Herbst 2021, nur Monate bevor die ersten Anklagen gegen ihn erhoben wurden, erhielt Bye eine Auszeichnung für seinen Einsatz während der COVID-19-Pandemie. Als gleichzeitiger Amtsarzt hatte er in Frosta frühzeitig strenge Schutzmaßnahmen eingeführt, noch bevor die norwegische Regierung entsprechende Verordnungen erließ.

 

Kurz nach dieser Ehrung verlor er seine ärztliche Zulassung, als die ersten Vorwürfe öffentlich wurden. Die Behörden beschlagnahmten sein Eigenheim im ca. 30 km entfernt liegenden Levanger, um die zu erwartenden Schadensersatz- und Schmerzensgeldforderungen der zahlreichen Opfer abzusichern.

 

Der Prozess gegen Arne Bye, der am 5. November 2024 im Bezirksgericht Steinkjer begann, ist in vielerlei Hinsicht beispiellos. Aufgrund der außergewöhnlich hohen Anzahl an Betroffenen wurden 16 Wochen für die Verhandlung anberaumt. Die traumatisierten Frauen verfolgten die Verhandlung größtenteils aus einem separaten Raum; nur für ihre persönlichen Zeugenaussagen betraten sie den Gerichtssaal. In diesen belastenden Momenten wurde Bye hinter Jalousien verborgen, um den Betroffenen die Aussage zu erleichtern.

 

«Viele finden es unerträglich, in seiner Gegenwart auszusagen», erläuterte Hilfsanwältin Camilla Hagen die Maßnahme. «Sie befürchten, unter seinem Blick nicht all das ausdrücken zu können, was sie vermitteln möchten.»

 

Zu Prozessbeginn leugnete Bye den Großteil der Vorwürfe und räumte lediglich drei Vergewaltigungen ein. Im Verlauf der dreimonatigen Verhandlung, die am 19. Februar 2025 zunächst abgeschlossen wurde, änderte er jedoch mehrfach seine Aussage. Schließlich gestand er, 21 seiner ehemaligen Patientinnen vergewaltigt und seine Position missbraucht zu haben, um sexuellen Kontakt mit 44 Frauen zu erlangen.

 

Die Staatsanwaltschaft forderte die Höchststrafe von 21 Jahren Haft, während die Verteidigung für eine geringfügig mildere Strafe von 18 bis 19 Jahren plädierte. Die Opferanwälte beantragten zusätzlich Entschädigungen in Höhe von circa 40 Millionen Kronen (etwa 3,5 Millionen Euro).

VI

Weitere Betroffene

 

Unmittelbar nach Prozessende wurde Bye in Untersuchungshaft genommen. Das Gericht ordnete zunächst eine achtwöchige Haft an, die später verlängert wurde. Seit seiner Verhaftung hat sich die ohnehin schon traumatische Dimension des Falls weiter vergrößert: Nach dem Hauptprozess meldeten sich immer mehr Frauen bei den Behörden. Ende Januar 2025 wurden bereits 13 neue Anzeigen registriert, bis März stieg die Zahl auf 19, und im Mai 2025 berichteten norwegische Medien von insgesamt 24 weiteren Frauen, die – nicht Teil der ursprünglichen Anklage – ebenfalls Übergriffe durch Bye anzeigten.

 

Am 14. Mai 2025 wurde bekannt, dass der Prozess gegen den ehemaligen Kommunearzt Arne Bye aus Frosta nach dem Fund neuer Beweismittel wiederaufgenommen wird. Diese Entscheidung, den Prozess nur drei Monate nach seinem ursprünglichen Abschluss erneut zu eröffnen, gilt unter Juristen als höchst ungewöhnlich. Bei einer Hausdurchsuchung im März 2025 entdeckte die Polizei etwa 130 Gegenstände in Byes Wohnung, darunter eine zylinderförmige Vorrichtung, einen «Womanizer» und diverse Flaschen, die laut Staatsanwaltschaft bei den Übergriffen verwendet wurden.

 

Bei der erneuten Durchsuchung von Byes Wohnungen in Levanger fand die Polizei nicht nur die in der Anklageschrift beschriebenen Tatgegenstände, sondern auch vier Festplatten mit weiterem Videomaterial – rund 400 Stunden weitere Aufnahmen – aus seiner Praxis in Frosta. Diese Aufnahmen dokumentieren «Untersuchungen» von 2005 bis Juni 2022 – ein deutlich längerer Zeitraum als Bye zuvor angegeben hatte. Staatsanwalt Rikhard Haugen Lyng betonte die Relevanz dieser Funde für die Entscheidungsgrundlage des Gerichts.

VII

Aktueller Status der Untersuchungshaft

Bye befindet sich seit Februar 2025 in Untersuchungshaft. Am 9. Mai 2025 erschien Bye erstmals persönlich zu einem Haftprüfungstermin, nachdem die Staatsanwaltschaft eine sechswöchige Verlängerung der Untersuchungshaft beantragt hatte. In einer emotionalen Erklärung beklagte er die Beschlagnahme seiner Computer und handschriftlichen Aufzeichnungen: «Ich bin meiner Verteidigungsfähigkeit beraubt – oder sie ist zumindest erheblich eingeschränkt.»

 

Bye thematisierte auch die intensive Medienberichterstattung über seinen Fall: «Sie hat regelrechte Hasskampagnen im Internet ausgelöst. Kriminelle haben öffentlich angekündigt, mich zu attackieren.» Aus diesem Grund hatte er selbst um Isolationshaft gebeten, gab jedoch an, dass die sechswöchige Isolation seine kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und sowohl seine psychische als auch physische Gesundheit untergraben habe.

 

Das Gericht kam dem Antrag der Staatsanwaltschaft nach und verlängerte die Untersuchungshaft um weitere sechs Wochen. Für den 14. Mai 2025 wurde ein zusätzlicher Verhandlungstag angesetzt, an dem die Staatsanwaltschaft neue Beweise präsentieren wird. Das endgültige Urteil wird für den 6. Juni 2025 erwartet.

VIII

Eine Gemeinschaft im Trauma

 

Der Fall hat die idyllische Gemeinde Frosta in ihren Grundfesten erschüttert. Bye war nicht nur Arzt für einen Großteil der Bewohner, sondern auch eine respektierte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Bürgermeister Frode Revhaug fand bewegende Worte für die Situation: «Diese Tragödie belastet uns alle, besonders natürlich jene, die direkt betroffen sind.»

 

Nicht alle Opfer konnten im Hauptverfahren gehört werden. Karen-Marie Reitan, eine der Frauen, die auf Byes heimlich aufgenommenen Videos identifiziert wurde, jedoch aufgrund des bereits immensen Umfangs der Anklage nicht als Klägerin berücksichtigt werden konnte, teilte ihre Frustration mit: «Ich dachte, ich würde explodieren vor Wut. Nach allem, was ich durchgemacht habe, sollte auch meine Stimme gehört werden.»

 

Mit insgesamt 96 Klägern und der Anzahl der mutmaßlichen Opfer beschreiben Rechtsexperten den Fall als einzigartig und historisch, insbesondere weil er einen Angestellten des öffentlichen Dienstes betrifft, der des Missbrauchs seiner Position beschuldigt wird.

IX

Systemversagen und notwendige Reformen

 

Als Reaktion auf den schockierenden Fall kündigte das norwegische Gesundheitsministerium umfassende Reformmaßnahmen an. Im Fokus stehen strengere Kontrollmechanismen für Ärzte, insbesondere solche, die häufig allein mit vulnerablen Patientinnen arbeiten. Zudem soll das Beschwerdemanagement grundlegend überarbeitet werden, um frühzeitige Warnsignale künftig schneller zu erkennen und konsequenter zu verfolgen.

 

Die norwegische Ärztekammer ihrerseits hat eine Spezialkommission eingerichtet, die konkrete Schutzmaßnahmen für gynäkologische Praxen entwickeln soll. Zu den diskutierten Vorschlägen zählen die obligatorische Anwesenheit von medizinischem Assistenzpersonal bei intimen Untersuchungen sowie umfassendere Aufklärung der Patientinnen über ihre Rechte und die Grenzen legitimer medizinischer Behandlung.

X

Eine globale Problematik jenseits des Einzelfalles

 

Der Fall Arne Bye ist kein isoliertes Phänomen. Weltweit werden immer wieder Fälle von Professional Sexual Misconduct durch medizinisches Personal bekannt – besonders in Situationen, in denen Patientinnen und Patienten sich in einer ohnehin schon verletzlichen Position befinden und auf das Vertrauen in ihre Behandler existenziell angewiesen sind, oder es fälschlicherweise als notwendige verantwortungsvolle Gesundheitsmaßnahme suggeriert wird.

 

Dieser verstörende Fall unterstreicht die dringende Notwendigkeit transparenter Kontrollstrukturen, effektiver Beschwerdemechanismen und eines gesellschaftlichen Klimas, in dem Betroffene sexueller Übergriffe gehört werden und sich ohne Scham äußern können. Er verdeutlicht zugleich die besondere Schwierigkeit für Betroffene, sich gegen Autoritätspersonen zur Wehr zu setzen oder überhaupt zu erkennen, wenn vermeintlich medizinische Maßnahmen in Wirklichkeit Missbrauch darstellen.

 

Quellen

 

· «Arzt aus Norwegen wird nach Missbrauch und Vergewaltigung im großen Stil das Handwerk gelegt!», TAG24, 31.05.2023 ·

 

· «Vorzeige-Arzt missbraucht 89 Menschen», BILD, 02.06.2023 ·

 

· «Small historic community faces huge rape case against its former doctor», NewsInEnglish.no, 18.09.2024 ·

 

· «Strengere kontrollen nach Bye-Fall: Gesundheitsministerium kündigt Reformen an», NRK (Norwegischer Rundfunk), 26.11.2024 ·

 

· «Gynaecologist 'raped 87 patients, aged 14 to 67, & secretly filmed examinations' for 20 years in case that rocked Norway», The Sun, 24.11.2024 ·

 

· «Gynaecologist 'raped 87 patients and secretly recorded 'examinations' over 20 years», Daily Mail, 24.11.2024 ·

 

· «Angeklagter filmte Missbrauch in Praxis: Jüngstes Opfer war erst 14! Gynäkologe wegen Vergewaltigungen vor Gericht», news.de, 25.11.2024 ·

 

· «Who Is Arne Bye? Gynecologist Accused of Raping 87 Women in Norway's Biggest Sexual Abuse Scandal», International Business Times, 25.11.2024 ·

 

· «The shocking case of a gynaecologist who 'raped' 87 women in Norway», Firstpost, 25.11.2024 ·

 

· «Arne Bye göms bakom persienner medan kvinnorna vittnar», Aftonbladet, 13.11.2024 ·

 

· «Beslagla 47.000 videofiler hjemme hos Arne Bye», TV2.no, 13.02.2025 ·

 

· «Minst 19 nye kvinner har meldt Arne Bye til politiet», NRK (Norwegischer Rundfunk), 04.03.2025 ·

 

· «Arne Bye ba om å bli isolert: – Kriminelle ville ta meg», Nettavisen, 09.05.2025 ·

 

· «Varetektsfengslet i seks nye uker», Frostingen, 13.05.2025 ·

 

· «Dette fant politiet hjemme hos Arne Bye», NRK (Norwegischer Rundfunk), 14.05.2025 ·

 

· «Fann gjenstandane Bye skal ha brukt for å valdta kvinner – no blir dei lagt fram for retten», NRK (Norwegischer Rundfunk), 14.05.2025 ·